Pop Art
Ketten, WC-Kettengriffe, Bierflaschenhälse mit Bügel, Reissverschlüsse, später Ravioli, Tortellini, Salame – das waren Themen des Pop Art-Künstlers Travaglini. Es sind zwei Aspekte, die nach der Begegnung mit der Pop Art in Travaglinis Kunst einfliessen: die Kunstwürdigkeit des Alltagsobjekts und das Prinzip der Masstabsverschiebung. Die provokative Attitude, die vielen andern Pop-Künstlern wichtig war, suchte Travaglini kaum. Provozierend waren seine neuen Werke trotzdem.
«Nichts fürchtet der Mensch mehr als Berührung durch Unbekanntes», schrieb Elias Canetti. Wer seine liebe Mühe mit Travaglinis neuen Inhalten hatte, wurde aber durch die Form und das handwerkliche Können versöhnt. Mit der Kunst der Vergangenheit gut vertraut, musste für Travaglini ausser Zweifel stehen, dass Kunst sich immer wieder neu definiert, ihr Gesicht wechselt. 1977, anlässlich der Übergabe des Pop Art-Kunstbeitrages für die Bau- und Wirtefachschule Unterentfelden begann Peter Travaglini seine Rede mit einem Zitat: «Die Kunst aber will – so lange sie wirklich lebendig ist, ewig Neues schaffen, und es ist kein Übermut der Künstler, wenn sie Neues, noch nicht Dagewesenes geben, sondern innere Notwendigkeit.» Und er ergänzte: «Diese Worte von Jacob Burckhardt (1843, als sie geschrieben wurden, vielleicht als unerhört empfunden) stelle ich in meinen eigenen Gedanken voraus, weil sie mehr aussagen, als ich in langen Erklärungen verdeutlichen könnte. Neues schaffen aus innerer Notwendigkeit, das versuche ich immer, wenn sich mir eine Aufgabe stellt.»
Text Peter Killer